Am Ufer des Flusses erklingt Musik. Menschen laufen vorüber oder verweilen einen Moment im Sonnenschein, den Klängen lauschend. Eine Frau mittleren Alters bleibt stehen. Mit ihr der Rollstuhl, den sie vor sich her schiebt. Darin sitzt, zusammengesunken, eine alte Frau. "Hör mal, sieh mal" ermuntert die jüngere die ältere Frau, hinter ihr stehend mit lauten Worten. Die alte Frau jedoch reagiert nicht. Sie scheint in ihrer eigenen Welt nicht erreichbar zu sein.
Das Musikstück ist zu Ende. Die Trommlerin nimmt ihr Instrument, geht zum Rollstuhl, hockt sich vor die alte Frau, um ihren Blick einzufangen. "Wollen sie auch mal?" fragt sie. Die alte Frau schaut sie unsicher an. Sie wird angesprochen? "Bumm, bumm" sagt die Trommlerin, hält ihr die Trommel hin und schlägt dazu mit der anderen Hand auf das Trommelfell. Die alte Frau hebt eine Hand. "Bumm" macht sie und lächelt kurz. "Bumm" trommelt die Trommlerin als Antwort. "Bumm" und wieder "Bumm" erklingen im Wechsel. Die alte Frau schaut immer wacher, wechselt den Blick vom Instrument zur Trommlerin. "Bumm, bumm, bumm" schlägt sie mit der Hand. Die Trommlerin greift auch diesen Rhythmus auf, antwortet auf das, was die alte Frau trommelnd erzählen will. Es ist wie eine Unterhaltung. Tempo und Takt gibt die Frau im Rollstuhl vor.
Die mittelalte Frau ist ganz verwundert, so lebendig habe sie ihre Mutter seit Monaten nicht mehr erlebt. Wir sind uns einig, dass Musik aufmunternd wirken kann. Ganz nebenbei erzähle ich ihr etwas von der Blick- und Körperachse und vom Rhythmus der anderen, der auf Antwort wartete.
Wenn ein Mensch keine Kraft mehr hat, an unserer Welt teilzunehmen, liegt es in unserer VerANTWORTung, seinem Rhythmus zu Resonanz zu verhelfen. Im lebendigen Gegenübersein kann Begegnung stattfinden - bis zum letzten Lebensmoment.